Der Ursprung...

... des modernen Greyhounds



Der Ursprung des modernen Greyhounds wird gerne mythologisch verklärt und romantisiert.

So wird zum Beispiel häufig darauf verwiesen, dass der Greyhound die einzige Hunderasse sei, die in der Bibel (King-James-Bibel) erwähnt wird. Das beruht auf der auch heute noch missverständlichen Verwendung des Wortes Greyhound in der englischen Sprache. Greyhound im Englischen, besonders in historischen Quellen, bezeichnet jeden Windhund, also jeden auf Sicht jagenden Hund.

 

Die Verwendung als klar definierte Rassebeschreibung beginnt erst im 19. und 20. Jahrhundert. Selbst heute noch wird in allgemeineren Texten oft Greyhound als Synonym für Windhund und nicht das eigentlich korrekte Wort Sighthound verwendet. Ein Greyhound, der in einer historischen Quelle erwähnt wird, kann so groß wie ein Irish Wolfhound oder so klein wie ein Windspiel sein; er kann glatthaarig wie der moderne Greyhound sein, rauhaarig oder sogar langhaarig wie ein Barsoi. Erschwerend kommt dazu, dass im Deutschen Windspiel auch die Sammelbezeichnung für alle Windhunde war.

Die Quellenlage ist nicht ganz so einfach, wie wir es uns wünschen würden.


Auf Abbildungen, angefangen vom alten Ägypten über Rom und das Mittelalter bis zur Neuzeit, sieht man viele kurzhaarige Windhunde in verschiedenen Größen, die unserer Vorstellung des modernen Greyhounds sehr nahe kommen.
Neueste DNA-Tests "Genetic Structure of the Purebred Domestic Dog" (2004) zeigen jedoch keine Verwandtschaft zwischen dem modernen Greyhound und den asiatischen Windhunden wie Salukis, Sloughis, Afghanen, den Hunden des alten Ägyptens o.ä. Die auffallenden Ähnlichkeiten des Greyhounds mit den in Ägypten gefundenen Windhundskeletten ergeben sich einfach aus der sehr ähnlichen Verwendung, nach dem Prinzip „Form follows Function“.

 

Stattdessen legen die DNA-Tests nahe, dass sich die Vorfahren des modernen Greyhounds in den Ebenen Eurasiens entwickelt haben und mit den Kelten ins westliche Europa gewandert sind. Diese keltischen Windhunde werden in griechischen und römischen Quellen ab dem 4. Jahrhundert v.Chr. erwähnt. Also nicht traurig sein, der Greyhound ist dennoch eine sehr alte Rasse.


Im feudalistischen Europa, einschließlich der britischen Inseln und der iberischen Halbinsel, war die Haltung von reinen Jagdhunden, insbesondere Windhunden, lange dem Adel vorbehalten. Um dieses Verbot zu umgehen, kreuzte das einfache Volk ihre Haus-, Hof- und Hütehunde mit Windhunden. Diese im englischsprachigen Raum Lurcher genannten Hunde hatten dann zwar die jagdlichen Fähigkeiten ihrer adeligen Vorfahren und brachten unerlaubt Fleisch auf den Tisch ihrer Besitzer, sahen aber nicht mehr eindeutig so aus und schlüpften somit durch das Haltungsverbot.


Die gezielte Zucht der Rasse Greyhound nach heutigen Verständnis begann zu Anfang des 19. Jahrhunderts. Fast alle reinrassigen Greyhounds lassen sich auf einen Rüden namens Pilot zurückführen, der im zweiten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts lebte. Die Eltern dieses Greyhounds sind nicht bekannt. Eine vielleicht zu Unrecht wenig beachtete Theorie zieht in Betracht, dass britische Offiziere während Wellingtons Spanienfeldzug die Jagd mit dem dort verbreiteten Galgo Español kennen- und lieben gelernt haben und vereinzelte Zuchthunde mit nach Großbritannien und Irland gebracht haben. Der zeitliche Zusammenhang zwischen dem aufkommenden Interesse an Greyhounds im britischen Adel und dem Ende dieses Feldzugs ist zumindest auffällig. Auch steht diese Theorie nicht im Widerspruch zu den DNA-Untersuchungen, ferner bedeutet Galgo Español Spanischer Keltenwindhund.


Die ersten modernen Greyhounds waren Courser, wurden also in Wettbewerben wie dem seit 1836 abgehaltenen Waterloo Cup auf abgestecktem Gelände in Paaren nach klaren Regeln zur Hasenhatz eingesetzt. Greyhoundrennen ohne lebenden Hasen gibt es erst seit Anfang des 20 Jahrhunderts.


Wie auch immer, der moderne Greyhound ist in seinem Ursprung ein keltischer Hund der britischen Inseln und sollte auch als solcher respektiert werden. Wer auf die königliche Abstammung nicht verzichten möchte, darf Kleopatra gerne durch König Artus ersetzen.

Quellen:
Xenophon (300 v.Chr.); Arrian (1 Jhdt n. Chr.)
John Henry Walsh: Dogs of the British Isles (1867; 3rd ed. 1885)
Charles Vila u.a.: Multiple and Ancient Origins of the Domestic Dog (1997)
Heidi G. Parker u.a.: Genetic Structure of the Purebred Domestic Dog (2004)
Charles Blanning: The Greyhound and the Hare (2018)
Please Mister - The Golden Age of Greyhound Racing (2020)

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